Sieger des Literaturwettbewerbs „Entzweiungen und Begegnungen“ gekürt

Am 09. Okto­ber 08 war es end­lich so weit: Die Sie­ger des von der „Akti­on Mensch“ geför­der­ten Lite­ra­tur­wett­be­werbs „Ent­zwei­un­gen und Begeg­nun­gen“ wur­den im „Café Sibyl­le“ bekannt gegeben.

Der Wett­be­werb, der im April die­sen Jah­res von der Uni­on Sozia­ler Ein­rich­tun­gen (USE) gGmbH im Rah­men der „Woche der See­li­schen Gesund­heit“ aus­ge­schrie­ben wur­de, rich­te­te sich an Men­schen mit Psych­ia­trie-Erfah­rung. Der Schwer­punkt der dies­jäh­ri­gen Ver­an­stal­tungs­rei­he lag auf der Ver­bin­dung von see­li­scher Gesund­heit mit Kunst, Musik und Lite­ra­tur. So ent­stand auch die Idee für die­sen bis­her ein­ma­li­gen Wett­be­werb. In der USE gGmbH, einer aner­kann­ten Werk­statt für behin­der­te Men­schen (WfbM), gibt es vie­le Teil­neh­mer mit künst­le­ri­schen und zum Teil lite­ra­ri­schen Ambi­tio­nen. Für ihre Tex­te suchen sie die Öffent­lich­keit in der USE, in der eige­nen, von Teil­neh­mern her­aus­ge­brach­ten „House-Zei­tung“ oder auf den Som­mer- und Weih­nachts­fes­ten. Mit dem Lite­ra­tur­wett­be­werb soll­te nun eine brei­te­re Öffent­lich­keit für Tex­te von Men­schen mit Psych­ia­trie-Erfah­rung geschaf­fen werden.
Bis zum Ein­sen­de­schluss am 30.06.08 gin­gen über 200 Bei­trä­ge aus den gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum bei der USE gGmbH ein.
Die Jury, bestehend aus den drei Autoren der Ber­li­ner Lese­büh­ne „Der Früh­schop­pen“ Sarah Schmidt, Hans Dusch­ke und Hin­ark Husen und der Ergo­the­ra­peu­tin und Initia­to­rin des Offe­nen Ate­liers Alex­an­dra von Gers­dorff-Bult­mann, wähl­te fol­gen­de Sie­ger­tex­te aus:

1. Platz
“Besche­rung in der unsicht­ba­ren Welt” von Micha­el Sie­bel, München

2. Platz
“Danach fängt alles wie­der klein an” von Anke Noll, Berlin

3. Platz
“Ohn­macht” von Susan­ne Mei­er, Nürnberg

Obwohl sich eini­ge Autoren nicht an die aus­ge­schrie­be­nen Vor­ga­ben (Kurz­ge­schich­ten in einer Län­ge von höchs­tens 7.000 Zei­chen) hiel­ten, waren die­se Bei­trä­ge aber so inter­es­sant, dass sich die USE und die Jury ent­schied, für die­se Rubrik zwei Son­der­prei­se zusätz­lich zu ver­ge­ben. Die­se zusätz­li­chen Prei­se wur­den an Herrn Nico Welz aus Ber­lin („Freun­de fin­den, leicht gemacht“) und an Frau Anja Tau­bert, eben­falls aus Ber­lin (“Grün“) vergeben.

Der Lite­ra­tur­wett­be­werb fand dann in der „Woche der See­li­schen Gesund­heit“ am Don­ners­tag, den 09.10.08 sei­nen Höhe­punkt. Im tra­di­ti­ons­rei­chen „Café Sibyl­le“ in der Karl-Marx-Allee wur­den die Sie­ger, die lei­der nicht alle per­sön­lich anwe­send sein konn­ten, in Gegen­wart der Jury durch den Geschäfts­füh­rer, Herrn W. Gras­nick und Pro­ku­ris­ten der USE, Herrn A. Sper­lich geehrt. Das inter­es­sier­te Publi­kum lausch­te den von Sarah Schmidt und von dem Ber­li­ner Schau­spie­ler Sven Rie­mann ein­drucks­voll vor­ge­tra­ge­nen prä­mier­ten Texten.
Auf­grund der regen Teil­nah­me und der Viel­falt der Tex­te plant die USE gGmbH nun eine Antho­lo­gie mit aus­ge­such­ten Tex­ten des Lite­ra­tur­wett­be­werbs herauszubringen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Jury:

Hans Dusch­ke (*1964) ist Mit­be­grün­der der Ber­li­ner Lese­büh­nen­sze­ne, Autor und Mit­her­aus­ge­ber der Zeit­schrift Sal­ba­der (www.salbader.de). Er schreibt seit 20 Jah­ren. Zahl­rei­che Ver­öf­fent­li­chun­gen. Er lebt mit sei­ner Frau und zwei Kin­dern in Berlin-Karlshorst.

Sarah Schmidt (*1965) ist fes­te Autorin der Lese­büh­ne „Der Früh­schop­pen“ und schreibt seit über 15 Jah­ren. Im Ver­bre­cher-Ver­lag erschie­nen der Roman „Dann machen wir es uns eben sel­ber“ (2004) und Kurz­ge­schich­ten unter dem Titel „Bad Dates“ (2007).

Hin­ark Husen: (*1965) ist Autor und seit 1990 stän­di­ger Lese­büh­nen­au­tor, zunächst bei »Dr. Selt­sams Früh­schop­pen«, seit 2004 auch bei den Brau­se­boys. Ver­öf­fent­li­chun­gen u.a. „Wenn Wed­din­ger wei­nen“, erschie­nen 2005 im Satyr-Ver­lag. Seit 1994 Redak­teur der Lite­ra­tur-Zeit­schrift „Sal­ba­der“.

Alex­an­dra Bult­mann: (*1942) war lang­jäh­rig die lei­ten­de Ergo­the­ra­peu­tin der psych­ia­tri­schen Abtei­lung des St. Hed­wig-Kran­ken­hau­ses. Initia­to­rin des „Offe­nen Ate­liers“. Erfah­rung bei der Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung von Kunst­aus­stel­lun­gen. Seit 2007 im Ruhe­stand. Enga­giert sich wei­ter­hin für das „Offe­ne Ate­lier“ und den Bereich Arbeit und Beschäf­ti­gung für psy­chisch erkrank­te Menschen.

09.10.2008